Schulen
Verfasst von Martin Lee
Während die erste Schulordnung von 1637 vom Schulmeister verlangte, dass er mit Strafe, Zucht und Unterweisung gegen alle Kinder "glyche Maas und Justition haben soll", enthält die umgearbeitete Schulordnung von 1684 die Bestimmung, dass in der Winterszeit jedes Kind täglich ein gewöhnliches Scheit mitzubringen habe. Einen weiteren Anlauf zur Verbesserung der Schulverhältnisse nahm die Obrigkeit in Zürich im Jahre 1778, als die herauskam. Sie forderte, dass neben dem bisher nur im Winter gehaltenen Unterricht die Sommerschule eingeführt werde, dazu für die reifere Jugend eine Repetierschule, welche dafür zu sorgen hatte, dass sich die erworbenen, oft spärlichen Kenntnisse nicht allzuschnell wieder verflüchtigten. Eine völlige Umgestaltung der Schule brachte erst das vom Ustertag von 1830 geprägte Schulgesetz vom 28. September 1832. Es schuf die obligatorische Volksschule mit sechs Klassen Alltagschule, drei Klassen Repetierschule und einem Jahr Singschule. Die letzten beiden Abteilungen wurden durch das Schulgesetz von 1899 aufgehoben; an die Stelle der Repetierschule trat die Oberschule mit zwei Klassen.
Die Winterschule begann jeweils an Martini und dauerte bis gegen Ende März; die Sommerschule schloss sich unmittelbar an und setzte sich bis zur Weinlese fort. Dann folgten für die Schüler einige Wochen Ferien. Der täglich Schulunterricht dauerte in der Regel sechs Stunden. Lehrerbildungsanstalten gab es vor 1832 keine. Wer Schule halten wollte, ging ein paar Monate zu einem tüchtigen Schulmeister in die Lehre, wo er sich das nötige Rüstzeug aneignen konnte. Der Unterricht hatte zur Aufgabe, die Kinder lesen und schreiben, meist auch rechnen zu lehren; besonderes Gewicht legte man auf den Religionsunterricht. Als Lehrmittel wurden das Namensbüchlein, der Katechismus, das Neue Testament, Psalmen oder geistliche Lieder verwendet. Die Beschaffung der Schiefertafeln und Griffel sowie der Kielfedern und des Papiers fiel den Eltern anheim; das Schneiden der Federn war in der Regel Sache des Schulmeisters. Die Regeneration von 1831 wirkte sich in unserer Gemeinde auch auf die Schule aus. Noch im gleichen Jahr renovierte man das noch keine fünfzehn Jahre als Schulhaus benützte Gebäude im östlichen Teil des heutigen Friedhofes.
Die Primarschule
Vor 1819 wurde in einem einzigen Raum über einer Küferwerkstatt am heutigen Pfarrwegli Schulunterricht erteilt. Bis zu 190 Buben und Mädchen, alle in einem Raum, waren im Winter bei den zwei Schulmeistern zum Unterricht angemeldet, während im Sommer diese Zahl je nach Wetter und Feldarbeit auf 30 bis 40 Lernbeflissene schmolz. Die prekären Raumverhältnisse mussten bis zum Jahre 1819 erduldet werden. Dann konnten, im östlichen Teil des heutigen Friedhofes, in einem alten Haus zwei übereinander liegende Schulzimmer bezogen werden. Erst der Neubau des Primarschulhauses konnte ein jahrelanges Aergernis der Oberbehörde beseitigen und schuf ab dem Jahre 1873 geordnetere Verhältnisse im Marthlemer Schulbetrieb.
Fast ein halbes Jahrhundert vermochte der zweistöckige Neubau an der Maiengasse die Bedürfnisse der Schule abzudecken. Dann, im Jahre 1920, als die Schülerzahlen der Schulbehörde keine andere Wahl mehr liessen, musste das Gebäude um ein weiteres Voll- und ein Dachgeschoss aufgestockt werden. Und damit waren für nochmals über fünfzig Jahre die Raumprobleme der Dorfschule gelöst.
Mit dem hundertsten Geburtstag des Schulhauses wurde offensichtlich, dass die Raumverhältnisse nicht mehr genügten und nur eine Erweiterung der Schulanlage Abhilfe schaffen konnte. Nach einer längeren Planungs- und Bauphase konnten 1981 die neuen Schulgebäude in Betrieb genommen werden. Noch keine zehn Jahre waren seither verflossen, und die Schulpflege war bereits wieder auf der Suche nach zusätzlichem Schulraum. Der Umbau des bisherigen Velokellers sowie im Jahre 1991 der Einbau eines Schulzimmers in der neu erworbenen Liegenschaft an der Zinggenstrasse sollten nun für die nächsten Jahre den Bedarf an Schulräumen decken.
Die Oberstufenschule
Das Volksschulgesetz vom 28. September 1832 sah neben der allgemeinen Volksschule auch die Schaffung von höheren Volksschulen, der Sekundarschulen vor, deren Organisation durch das Gesetz vom 18. September 1833 bestimmt wurde. Das Gesetz teilte den Kanton Zürich in 50 Sekundarschulkreise ein. Marthalen war einer von fünf Schulkreisen im Bezirk und bildete mit den umliegenden Dörfern Trüllikon, Rudolfingen und Wildensbuch den 39. Schulkreis.
Obwohl bereits ein Jahr später eine erste Sitzung einberufen wurde, waren die rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten grösser als ursprünglich angenommen, so dass die Sache ins Stocken kam. Der 40. Kreis mit den Gemeinden Benken, Feuerthalen, Laufen und Rheinau kämpfte mit den gleichen Problemen, so dass die beiden Pflegen die Lösung in einem vereinten Schulkreis sahen.
Während Marthalen als Schulort verzichtete, war Benken für eine Uebernahme bereit. Im Dezember 1836 bewilligte der Erziehungsrat die Eröffnung einer Sekundarschule in Benken und setzte eine Frist von sechs Jahren für die Vereinigung der beiden Kreise. Fünf Jahre später sprachen sich die Gemeinden des 39. Schulkreises aber für eine eigene Schule in Marthalen aus. Doch erst ein Rekursentscheid des Regierungsrates ermöglichte es ihnen, auf Beginn des Schuljahres 1844/45 eine Sekundarschule Marthalen-Trüllikon zu eröffnen.
In den ersten Monaten der Eigenständigkeit wurden die acht Schüler im Hause des Lehrers, im Schloss, unterrichtet. In der Zwischenzeit renovierte man das Gemeindehaus zur Stube und vergrösserte es durch einen Anbau, um darin ab 1845 die neue Schule unterbringen zu können. Als im Laufe des Jahres 1872 mit dem Bau des neuen Primarschulhauses begonnen wurde, war es gegeben, darin auch der Sekundarschule ein Unterrichtszimmer zur Verfügung zu stellen.
Mehr als zwei Jahrzehnte ging die Schülerzahl über das Fassungsvermögen des Zimmers hinaus, bis endlich im Jahre 1920 mit dem Um- und Neubau des Primarschulhauses auch die Raumfrage für die Sekundarschule befriedigend gelöst werden konnte.
Im Jahre 1959 konnte die inzwischen zum Oberstufenschulkreis Benken-Marthalen-Rheinau-Trüllikon gewachsene Schule im Püntas erstmals eigene Räumlichkeiten beziehen. Ein Erweiterungsbau im Jahre 1967 vermochte dann für die nachfolgende Zeit die restlichen Raumbedürfnisse abzudecken.