Seen

Verfasst von Martin Lee

Unsere Region ist eine typische Moränenlandschaft; die vielen zwischen Hügelkuppen eingebetteten rundlichen Seen und Weiher verschafften ihr den Namen "Nordostschweizerische Seenplatte". Noch vor etwa vier Jahrhunderten bestanden 28 solcher Grundwasserseen, von denen mehr als die Hälfte auf Klein-Andelfinger Boden lagen. Nebst dem bekannten Hausersee blieben auch viele andere Seen bis in die heutige Zeit erhalten, doch haben sie an Umfang wesentlich eingebüsst. Während der Hausersee um 1650 noch 18 Hektaren mass, umfasst er heute nur noch eine Fläche von etwa 8 Hektaren.

Diese eigenartigen kleinen Seen, Sölle genannt, entstanden als Wannen am Aussenrand der breiten, sich zurückziehenden Eisfront der letzten Vergletscherung. Grosse abgebrochene Eismassen bildeten mit ihrem Material eine Menge abflussloser Vertiefungen; sie sind ein Merkmal junger Moränenlandschaften. Diese kleinen Moränenseen waren früher viel zahlreicher verbreitet; die meisten wuchsen zu Sümpfen und Mooren auf, und viele wurden durch Entwässerung in Kulturland überführt. Das Erlöschen der Seen beruht hauptsächlich auf Verlandung, namentlich im Vordringen der Pflanzen nach dem Innern des Wasserbeckens.


Linggisee

Der Linggisee ist einer der nördlichsten Toteis-Seen der Klein-Andelfinger Seenplatte. Durch seine flache Struktur muss er schon früh verlandet sein, denn im Zehnten-Plan des Klosters Rheinau aus dem Jahre 1746 ist er bereits als Streue bezeichnet. Während der Güterzusammenlegung 1926 - 1930 wurde teilweise die Umgebung des Linggisees drainiert und eine Hauptabflussleitung erstellt. Zu diesem Zeitpunkt muss eine starke Reduktion der Rietfläche stattgefunden haben.

Im Jahre 1987 wurde der Linggisee wieder biologisch aufgewertet. Durch Vergrösserung der Wasserfläche und die Schaffung verschiedener Wassertiefen wird seither wieder bedrohten Pflanzen und Tierarten ein vielfältiger Lebensraum geboten.


Entelersee

Der Entelersee liegt mehrheitlich auf dem Gebiet der Gemeinde Klein-Andelfingen und bildet den äusseren Rand der Klein-Andelfinger Seenplatte. Seine idyllische Lage, die Ruhe und der angrenzende Wald ermöglichen sowohl dem Natur- wie auch dem Tierfreund einmalige Beobachtungen. Manch einer ist fasziniert von dieser Abgeschiedenheit und lässt es sich nicht nehmen, immer wieder am Ufer dieses Seeleins zu sitzen und dem Gesang der Vogelwelt oder dem schon bald legendären Froschkonzert zuzuhören. Dass auch dieser See früher bedeutend grösser und tiefer war, ist nicht nur aus alten Karten, sondern auch aus Aufzeichnungen von Chronisten zu entnehmen.

So sollen am 13. November 1585 zwei Brüder Fehr von Gütighausen, die Zinskorn ins Kloster Rheinau führten, auf dem Heimweg bei starkem Sturmwind mit Ross und Wagen neben die Strasse gekommen und in den Entelersee gefahren sein, wo sie samt den vier schönen Pferden ertranken.


Oeliweiher

Im Gegensatz zu Linggisee und Enteler ist der Oeliweiher vermutlich im 17. Jahrhundert künstlich angelegt worden. Auf dem Zehntenplan von 1746 ist er jedenfalls bereits vermerkt. Der Weiher diente damals als Hanfwalke, d.h., die harten und steifen Hanftücher wurden in das seichte Weiherwasser gelegt und mit Hölzern weich geschlagen (walken = ein Tuch weichschlagen). Später hatte der Weiher die Aufgabe, den Wasserstand für den Betrieb der Trotte und der Sägerei in der nahen Liegenschaft zur Oeli zu regulieren.

Am 29. Januar 1867 schloss die Zivilgemeinde Marthalen mit Johannes Spalinger, Besitzer der Oeli, einen Vertrag ab, wonach im Oeliweiher "immer ein Wasservorrat mit einem mindestens 26 Quadratfuss grossen Wasserspiegel auf einer Tiefe beim Strümpfel von mindestens 7,5 Fuss, also ein Wasserkörper von 96’200 Kubikfuss, vorzufinden und für die Gemeinde zu reservieren sei und die Gemeinde bei Feuerausbrücken ohne Widerrede oder Entschädigung nach Bedürfnis von diesem Wasser ablassen kann".

Mit der Erstellung der Wasserversorgung in den achziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts verlor der Weiher für die Gemeinde an Bedeutung. Die Verlandung wurde später noch gefördert durch Material, das der Abistbach aus den Quarzsandwerken in Benken und Wildensbuch zuführte sowie durch die zeitweilige Nutzung des Weihers als Kehrichtablagerungsplatz.

1954 konnte die Gemeinde den Weiher samt Ufergebiet erwerben. Damit waren die Voraussetzungen für eine durchgreifende Erneuerung gegeben. Bereits im September 1955 waren die Arbeiten abgeschlossen und seither wird diese idyllische Anlage gerne von Jung und Alt zu allen Jahreszeiten als Spazierweg oder für eine kurze Rast benutzt.