Geologie
Verfasst von Martin Lee
Marthalen liegt in einem Gebiet des Mittellandes, welches an der Oberfläche vom letzteiszeitlichen Rheingletscher (vor rund 10' bis 15'000 Jahren) stark geprägt worden ist.
Die Würm-Vereisung, die vor gut 10'000 Jahren zu Ende ging, reichte erheblich weniger weit als die frühere Riss-Vereisung. Zur Zeit des maximalen Vorstosses der Würm-Vereisung bedeckte der Rheingletscher als grosser Eiskuchen das ganze Bodenseegebiet. Er erreichte gegen Westen die Linie Schaffhausen-Neuhausen-Rüdlingen-Winterthur.
Im Bereich der hier zerfliessenden Eismassen lagerte das Schmelzwasser riesige Mengen Kies und Schotter ab. Allenthalben stösst man auch auf Findlinge, die unzweifelhaft aus dem Bündnerland stammen. Zwischen den Moränenhügeln bildeten sich, bedingt durch das Abschmelzen der Gletscher, Toteislöcher, welche man noch heute in der Gegend von Ossingen, Kleinandelfingen und Marthalen als kleine, runde Seelein finden kann. Leider wurden sie zum grossen Teil im Zuge der Güterzusammenlegungen und des Strassenbaues mit Bauschutt aufgefüllt oder trocken gelegt. Den Unterbau der eiszeitlichen Ablagerungen bildet die Molasse, bestehend aus Sandsteinen verschiedenster Art und Ausprägung, wie sie zum Beispiel am Kohlfirst, Stammerberg oder Irchel vorzufinden ist.
Was die Eisströme einst hergetragen hatten, blieb nach dem Abschmelzen der Gletscher hier liegen. Das Geschiebe unterschiedlichster Korngrösse bis zur Grösse eines Findlings versank im Boden und gelangt heute bei Aushubarbeiten oder beim Kiesabbau wieder zum Vorschein. Die beiden acht und zwölf Tonnen schweren Steine auf dem Primarschulplatz stammen aus dem Kiesabbaugebiet Niedermarthalen und sind Zeugen der damaligen Gletscherzeit.
Auf Grund der geologischen Erkenntnisse muss früher das Flussbett des Rheines mehr östlich, im Bereich Radhof, Niedermarthalen, Hörnlispitz, gelegen haben. Am höchsten Punkt der Gemeinde, dem Hörnlispitz, stösst man auch auf Sandsteinfelsen, dessen Alter auf vierzig Milionen Jahre geschätzt wird. Nicht sichtbar und in einigen hundert Metern Tiefe lagern noch Kalksteinablagerungen des einstigen Jurameeres, die auf 120 Milionen Jahre geschätzt werden.
Der Rheingletscher hat die heutige Landschaft sichtbar geprägt und riesige Geröllmassen vor sich her geschoben. Dies führte in Wald und Flur zu markanten Eiszeithügeln, die der Fachmann als Drumlins bezeichnet. Im Volksmund tragen diese Hügel die Bezeichnungen "Buck" und "Büel". In Marthalen stossen wir auf Namen wie "Junkerenbuck", "Waltersbuck", "Guggenbüel", "Chilchbüel" oder "Fleudenbüel".