Geschichte der Gemeinde Marthalen
Verfasst von Martin Lee
Die erste urkundliche Erwähnung von Marthalen und Ellikon am Rhein geht auf den 12. April 858 zurück. An diesem Tag übergab König Ludwig der Deutsche, Enkel Karls des Grossen und seit 843 Herrscher des Deutschen Reiches, in Frankfurt am Main dem Grossgrundbesitzer Wolven das von diesem wiederhergestellte und mit Gütern ausgestattete Kloster Rheinau auf Lebenszeit, nahm es unter seinen Schutz, erteilte ihm das Recht der freien Abtwahl und die Immunität. Der Abt sollte zu keinem Dienst an die königliche Macht gezwungen werden, als fleissig für sie zu beten und dem König jährlich ein Pferd und einen Schild mit Lanze zum Geschenke machen. In der Pergamentsurkunde, die sich im Staatsarchiv Zürich befindet, werden die Ortschaften genannt, die Wolven dem restaurierten Kloster Rheinau vergabte. Es sind dies in unserer Region die Orte Martella (Marthalen), Eleeninchova (Ellikon am Rhein), Holzheim (abgegangene Ansiedlung in der Gegend des heutigen Radhof), Willigisespuoh (Wildensbuch), Ruadolfinga (Rudolfingen), Trullinchova (Trüllikon), Pecchinchova (Benken), Truttaninchova (Truttikon), Slat (Schlatt TG), Stamheim (Stammheim), Nuzpouma (Nussbaumen TG), Morineswilarae (Mörlen, Gemeinde Laufen-Uhwiesen). Im Ganzen schenkte Wolven dem Kloster Rheinau 104 Huben (Bauerngüter mit 30 bis 50 Jucharten Ackerland) und 300 Hörige.
Die eigentliche Besiedelung unseres heimatlichen Bodens ist allerdings schon viel früher erfolgt. Spuren aus der Stein- und Bronzezeit lassen auf eine frühe Ansiedelung von Menschen schliessen. Seit etwa 800 vor Christi trat an die Stelle der jüngern Pfahlbautenkultur des Bronzezeitalters die Eisenzeit, zunächst die Epoche der Hallstatt-Periode, so benannt nach dem grossen Gräberfeld in Nieder-Oesterreich, dann von etwa 400 vor Christi an die jüngere Eisenzeit, die nach dem Fundort La Tène am Neuenburgersee den Namen erhalten hat. Ueberreste von Töpfen, darunter einen Tonnentopf mit geometrischer Bemalung, einen Glasarmring und Knochen menschlichen und tierischen Ursprungs, die der La Tène-Zeit zugeordnet werden konnten, wurden im Jahre 1959 in einer Grube im Steinacker (Niedermarthalen) gefunden.
Keltische Völker dürften um 500 vor Christi anlässlich der grossen Wanderungen von Nordwesten her in unser Land eingedrungen sein und sich neben den Hallstatt-Leuten angesiedelt haben. Von den verschiedenen Stämmen der Kelten, die unser Land bewohnten, hatten die Helvetier den Hauptteil der schweizerischen Hochebene inne. Zwei der vier helvetischen Teilstämme, die Tiguriner und Teutonen, liessen sich in den Strudel der Wanderung hineinreissen. Die Tiguriner zogen nach dem römischen Gallien und griffen 107 vor Christi die reiche Stadt Tolosa an; auf dem Rückzug wurden die sie verfolgenden Römer von ihnen vernichtend geschlagen. Der neue Auszug der Helvetier im Jahre 58 vor Christi führte nach dem für sie unglücklichen Kampfe bei Bibrakte, wo Julius Cäsar sie entscheidend besiegte, zur Herrschaft der Römer über Helvetien.
Die Helvetier, von denen nur ein Drittel des Volkes die Heimat wiedersah, mussten in die verlassenen Wohnsitze zurückkehren und ihre niedergebrannten Wohnstätten wieder aufbauen, um die alte gallische Provinz gegen die Germanen zu schützen. Die hochentwickelte römische Kultur kam in unser Land; es wurden Städte und Dörfer erstellt, Strassen und Brücken erbaut und der Boden sorgfältig bestellt.
Eine römische Strasse durchzog auch unsere Gegend. Sie begann beim römischen Kastell Vitodurum, dem heutigen Oberwinterthur, führte über Seuzach, Rutschwil, Dägerlen gegen die Thur beim Werdhof, von da gegen Oerlingen an den Rhein und nach Schaffhausen. In unserem Gemeindegebiet, im Unterwil, wurde bereits im 17. Jahrhundert eine römische Niederlassung angegraben. Auch der Fund einer Münze, die unter Kaiser Caligula (um 37 nach Christi) geprägt worden ist, sowie Ziegel mit dem Legionsstempel der XXI. Legion, bestätigen die Anwesenheit römischer Landsleute.
Vor dem Ende des 3. Jahrhunderts mussten die Römer ihre Reichsgrenze an den Rhein zurücknehmen. Wahrscheinlich um das Jahr 370 nach Christi Geburt liess Kaiser Valentinian jene Kette von Wachttürmen erstellen, die das zerfallende römische Reich retten sollten. Die im Jahre 1953 von neuem ausgegrabene und sorgfältig restaurierte Ruine nördlich von Ellikon ist einer von etwa 40 bis heute zwischen Basel und Stein am Rhein entdeckten Wachttürmen. Mit einer äusseren Seitenlänge von rund 10 Metern und einer Mauerstärke von 1,73 Metern gehörte die Rheinauer Warte zu den mittelgrossen Anlagen. Die Tuffsteinquadern, welche die engvermörtelten Ackersteinmauern nach aussen abschliessen, liess man offenbar an Ort und Stelle behauen. Interessanterweise lag die Eingangstüre, von der noch Türangel und Schwellenstein gefunden wurden, gegen das Rheinufer. Verschiedene Funde, wie Ziegelreste, Knochenwerkzeuge, Keramikfragmente und eine Münze mit dem Bildnis des Kaisers Magnus Maximus lassen vermuten, dass die Warte bis ins 4. Jahrhundert nach Christi bestanden hat. Der für etwa 16 Mann berechnete Wachtturm diente als vorgeschobener Beobachtungsposten zur Orientierung und Alarmierung der in den Kastellen untergebrachten Truppen und war von einem spitzförmigen Ringgraben umgeben und ohne Zweifel auch durch eine Pfahlumzäunung geschützt. Auf Grund der Schuttmasse und der gefundenen Ziegelmenge ist anzunehmen, dass der Turm eine bedeutende Höhe gehabt hatte und ein Ziegeldach aufwies. Rheinabwärts muss der nächste Turm auf dem Ebersberg und rheinaufwärts im Gebiet Rötenbach gestanden haben.
Die klug ausgedachten Verteidigungsmassnahmen retteten das innerlich morsche Reich nicht mehr. Im Jahre 401 rief Stilicho, der Feldherr und Kanzler des Kaisers Honorius, die römischen Truppen nach Italien zurück. Nach nahezu fünfhundertjähriger Dauer ging die Herrschaft der Römer über Helvetien im Strudel der Völkerwanderung unter. Die Alemannen, ein germanisches Volk, das vorher die Gegend zwischen Main-Rhein und Bodensee bewohnte, überquerte den Rhein und zog in unser Land. Ueber diese Ansiedlung fehlen schriftliche Zeugnisse, doch bestätigen gefundene alemannische Gräber in den Lebern ihre Anwesenheit in unserer Gemeinde. Erste Urkunden datieren aus dem 8. Jahrhundert, so dass für die Erkenntnisse der Siedlungsgeschichte die Ortsnamen herangezogen wurden. Alemannische Ortsnamen enden mit dem Wortteilingen. Es waren Sippenbezeichnungen, welche man vom Oberhaupt einer nicht nur die Familie, sondern auch weitere Gefolgsleute umfassenden Gemeinschaft ableitete. Ab ungefähr dem 7. Jahrhundert wurde ein neuer Namenstyp gebräuchlich, der sich zwischen die reinen «ingen-Orte» schob und zugleich auf die Wendung zur Sesshaftigkeit hinwies. Man fügte der reinen Sippenbezeichnung das Gattungswort "Hof" (altdeutsch hova) bei, um damit einen festen Wohnplatz zu bezeichnen. Als schönes Beispiel hiefür dient das Dörflein Ellikon, das gemäss Urkunde von 858 Eleen-inc-hova hiess und der Wohnplatz der Eleninge bzw. der Leute des Eleno war.
Nach der Landnahme war es den Alemannen nicht lange vergönnt, als freies, unabhängiges Volk zu leben. Bereits im Jahre 496 wurden sie vom fränkischen König Chlodwig besiegt und für die nächsten Jahrhunderte in das Reich der Merovinger integriert.
Seit den Zeiten Wolvens war Marthalen besonders eng an das Kloster Rheinau gebunden und genoss eine wichtige Stellung innerhalb dieser geistlichen Herrschaft. Rund 900 Jahre lang wurde das Leben der Einwohner zu einem grossen Teil vom Benediktinerstift beeinflusst und geprägt. Das Kloster besass eine umfassende Grundherrschaft mit Zins- und Zehntenrechten an den Gütern, mit allen kirchlichen Rechten und mit vielen Eigenleuten im Dorf.
Die Reformation bot den Marthalern eine willkommene Gelegenheit, sich von den klösterlichen Grundherren etwas zu distanzieren. Zwar lagen weiterhin alle Rechte beim Kloster, doch konnte von nun an die alte Herrschaft faktisch nicht mehr durchgesetzt werden. Schon für das spätere 15. Jahrhundert ist die Abhaltung von "Gemeindeversammlungen" in Marthalen nachgewiesen. So weiss die Chronik zu berichten, dass im Jahre 1497 der Besitzer des Hofes "ze Rod" (Radhof) von einem Schiedsgericht verpflichtet wurde, an der "gemaind zu Obermartel" teilzunehmen.
Nebst den seit der Reformation bestehenden konfessionellen Spannungen war es immer wieder der Zehnte, welcher Anlass zu Streitigkeiten zwischen der Gemeinde und der Abtei gab. Im Jahre 1655 schlichteten Bürgermeister und Rat in nicht weniger als 16 Artikeln eine Reihe von Misshelligkeiten zwischen Rheinau und den beiden Gemeinden Benken und Marthalen. Die Bauern beklagten sich über eine fünffache Nutzung ihrer Wiesen durch das Kloster, nämlich 1. durch den Grundzins, der auf ihren Höfen lag, 2. den Heuzehnten, 3. das Heugeld, das eigentlich den Zehnten hätte ablösen müssen, 4. den Obstzehnten von den Bäumen, die in den Wiesen standen, und 5. den Emdzehnten. Noch ernster waren die Streitigkeiten Marthalens bei der Ablieferung von Getreide- und Weinzehnten, suchte man doch auf jede Weise die äbtischen Verwalter an den Quantitäten zu kürzen, wobei man vor Unlauterkeit in der Führung der Rödel nicht zurückschreckte. Als Ergebnis gründlicher Untersuchungen entstand der schöne Zehntenplan des Gemeindebanns Marthalen vom Jahre 1746, der im Ortsmuseum besichtigt werden kann und ein vortreffliches Bild der alten Flureinteilung der Gemeinde vermittelt.
Im April 1748 bot Abt Bernhard II., des vielen Prozessierens müde, der Stadt Zürich die ganze Grundherrlichkeit Marthalen mit allen Erträgnissen für 200 000 Gulden zum Kaufe an. Vier Monate später liess der Geheime Rat Zürich dem Kloster mitteilen, dass man aus verschiedenen Gründen auf den Kauf verzichte. Bereits im folgenden Jahr entbrannte der Kampf um die zehntenfreien Grundstücke zwischen Abt und Gemeinde aufs neue. Ein für das Kloster negativer Prozessausgang und ungeheure Restanzen lösten neue Verkaufsverhandlungen zwischen dem Kloster und der Stadt Zürich aus.
In den ersten Monaten des Jahres 1754 liess Abt Romanus Effinger Hauptmann Wipf, zugleich Untervogt des Aeussern Amtes, mehrmals zu sich rufen und trug ihm das ganze Dorf mit allen Abgaben zum Kaufe an. Wipf erwiderte jedesmal, weder er noch die Gemeinde könnten einen solchen Handel wagen. Am 22. Mai 1754, dem Fest des Heiligen Romanus und Namenstag des Abtes, liess der Prälat nach dem Mahle den Untervogt in ein Zimmer führen und bot ihm erneut die Grundherrlichkeit zum Kauf an. Als Wipf wiederum auf die Unmöglichkeit hinwies, reduzierte der Abt seine Forderung auf 100 000 Gulden. Doch der Untervogt vertrat einmal mehr die Ansicht, dass weder er noch die Gemeinde diese Summe aufbringen könnten. Der Prälat, der wegen der üblen Finanzlage des Konventes unbedingt Geld brauchte, ging in der Folge auf 75 000 und schliesslich auf 50 000 Gulden hinunter. Untervogt Wipf fühlte, dass der Kauf nur noch in seinem Willen stand; er wies nochmals darauf hin, der Preis sei für Marthalen noch immer zu hoch. Da streckte der Abt die Hand aus, forderte seinen Gast zum Einschlagen auf, denn er könne Marthalen für 30 000 Gulden (1 Kuh galt etwas über 15 Gulden) haben, wenn der Kaufpreis bar erlegt werde. Wipf zauderte nicht länger, schlug ein und der Prälat brachte umgehend die Abmachung auf Papier.
Untervogt Wipf orientierte schleunigst die Gnädigen Herren von Zürich und liess bei der Kriegsfondsverwaltung eine Anleihe aufnehmen. Schon am 15. Juni 1754 konnte Abt Romanus der Gemeinde den Empfang der 30 000 Gulden quittieren. Damit erhielt Marthalen nach 900-jähriger Zugehörigkeit zum Kloster die lang ersehnte Freiheit und ging dem Kloster um einen Schundpreis verloren. Abt Romanus, der diesen Handel ohne Genehmigung des Konvents und der Ordensobern abgeschlossen hatte, musste deswegen vier Jahre später von seinem Amt zurücktreten. In endgültiger Sicherheit wiegen konnte sich die Gemeinde erst, als das Kloster definitiv den Gedanken verwarf, durch Prozess den Handel mit dem Hinweis auf Uebervorteilung wieder rückgängig zu machen.
Die Gemeinde konnte fortan alle Grundzinse und Zehnten selbst beziehen. Zürich, das den Loskauf seiner reformierten Untertanen wohl nicht ungern sah, hatte das Geld zu sehr günstigen Bedingungen vorgeschossen, nämlich die ersten 10 Jahre zinslos, nachher zu nur 3 Prozent. Die ganze Schuld von 30 000 Gulden wurde von Marthalen in 20 Jahresraten getilgt. Die erkaufte Freiheit wirkte sich sehr positiv auf die dörfliche Wirtschaft aus. Die revidierte und durch Landvogt Ludwig Meiss zu Kyburg bestätigte Gemeindeordnung von 1787 wiederspiegelt die schon recht weitgediehene "Selbstregierung" und den Wohlstand der Marthaler Bürgerschaft. Einen grösseren Raum nahmen darin aber auch die zahlreichen Strafbestimmungen für Verstösse und unerlaubte Handlungen in Feld und Wald ein. Hatte der Abt einst nur bis 27 Schilling gebüsst, konnte die Dorfgemeinde nun Strafen bis 80 Schilling verhängen. Die Gemeindekasse erzielte aus den Bussen oft ansehnliche Einnahmen; im Jahre 1779 waren es 61 Gulden, sieben Jahre später sogar über 115 Gulden, was auf eine stattliche Zahl von kleineren und grösseren Delinquenten schliessen lässt.
Ab 1798 musste sich Marthalen und die umliegenden Gemeinden für kurze Zeit fremden Truppen beugen. Im Mittelpunkt standen europäische Machtinteressen. Oesterreicher, Franzosen und Russen bekämpften sich auf zürcherischem Boden. Marthalen hatte sehr viele Proviantfuhren für die französischen Truppen zu leisten. Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde den Einwohnern gestohlen. Die Bevölkerung litt bittere Armut und Not, und es dauerte Jahre, bis sich das Dorf wieder erholt hatte. Das Jahr 1798 brachte dem Dorf die Zuweisung an den helvetischen Distrikt Benken. Von 1803 bis 1814 wurde Marthalen unter dem Bezirk Winterthur und von 1814 bis 1831 unter dem Oberamt Andelfingen aufgeführt, bis 1831 die noch heute gültige Zuordnung zum Bezirk Andelfingen erfolgte.
Der Ustertag vom November 1830 löste im ganzen Kanton eine Erneuerung aus, die sich auf alle Gebiete des öffentlichen Lebens auswirkte. Die politische Gemeinde im heutigen Sinne entstand. Gewerbe und Landwirtschaft lösten sich aus den Schranken der Zunftordnung und der Dreifelderwirtschaft. Die Verbesserung der Verkehrswege und neue Verkehrsmittel leiteten die Zeit der Industrialisierung ein, die auch unsere Gemeinde, wenn auch nur am Rande, erfasste.
Die Bedrohungen des ersten und besonders des zweiten Weltkrieges liessen unsere Bevölkerung nochmals nahe zusammenrücken. Obwohl trotz der grenznahen Lage glücklicherweise weder materielle Schäden noch menschliche Opfer zu beklagen waren, sind diese Jahre nicht spurlos an den Einwohnern vorbeigegangen. Zudem haben die meist monatelangen militärischen Dienstleistungen der Männer schwer auf den zu Hause Gebliebenen gelastet. Die lange dauernden Einquartierungen von eigenen Truppen haben sich gelohnt, unsere Gemeinde durfte unversehrt in die Nachkriegszeit starten.
Marthalen ist mit einer Fläche von 1415 ha flächenmässig die grösste Gemeinde im Bezirk Andelfingen. Sie umfasst nebst dem Dorf neue Quartiere in den Gebieten Schilling, Seeben, Fleudenbüel und Oberhausen sowie zahlreiche landwirtschaftliche Aussiedlungen. Ueber Jahrhunderte waren die Weiler Radhof und Nieder-Marthalen sowie Ellikon am Rhein mehr oder weniger selbständig und eine Welt für sich.
Während im Jahre 1634 erst 704 Einwohner gezählt wurden, verdoppelte sich die Bevölkerung bis zum Jahre 1850 auf 1401 Seelen, sank dann bis zur Jahrhundertwende aber auf Grund der wirtschaftlichen Not wieder auf 1164 Einwohner ab. Erst zu Beginn der achziger Jahre erreichte die Bevölkerung wieder den Höchstbestand von 1850.
Der Hörnlispitz im Buchberg ist der höchste Punkt der Gemeinde und liegt 438 m über Meer. Ein herrlicher Ausblick in das Flaachtal inmitten schöner Baumbestände verwöhnt den Wanderer als Dank für seinen Besuch. Der tiefste Punkt (346 m über Meer) liegt am Rhein, wenig oberhalb der Thurmündung. Ein interessanter Auenwald, einer der letzten der Schweiz, und eine idyllische Land- und Flusslandschaft laden dort den Gast zum Verweilen und Geniessen ein.
Die amtliche Schreibart "Marthalen" findet in der mundartlichen Ortsbezeichnung keine Stütze und beruht auf einer gutgemeinten, aber unhaltbaren Gleichsetzung der zweiten Silbe des mundartlichen Namens mit dem Worte Tal. "Martale" oder "Martele" sind einzig Anpassungen an die amtliche Schreibweise, für Einheimische heisst es schlicht "Martel" oder "z,Martel". Im Gegensatz zu anderen Gemeinden konnte bis heute der genaue Ursprung dieses Ortsnamens nicht geklärt werden. Wohl liegen zahlreiche Vermutungen und Deutungsversuche vor, doch wollen wir uns an dieser Stelle einzig auf die beiden wahrscheinlichsten Möglichkeiten beschränken. Die erste Erklärung beruht auf der stark fränkischen Einflussnahme auf die Rheinfallgegend. Das in der Urkunde von 858 aufgeführte "Martella" könnte daher in Beziehung stehen mit dem Hausmeier der letzten Merovinger, Karl Martell, der im Jahre 732 bei Poitiers einen grossen Sieg über die eingebrochenen Sarazenen errang und damit nach dem Glauben vieler Leute das Abendland vor dem Untergang rettete. Die zweite Erklärung deutet Marthalen als "Marchtella", d.h. "Grenzgraben", "Grenztal". Während das Wort "March" heute noch in der Mundart als Begriff für eine Grenze verwendet wird, könnte "Tella" mundartlich "Tüele" bedeuten, was wiederum identisch ist mit "Tal" oder "Senke".
Das heutige Gemeindewappen ist 1934 von den Stimmbürgern beschlossen worden und zeigt in Gold eine ausgerissene grüne Eiche mit Laub (13 Blätter) und Früchten (sechs Eicheln) und weist auf den wertvollen Eichenbestand der Gemeinde hin. Das ältere Wappen zeigte, als Hinweis auf den Marktflecken, eine verdichtete und städtisch regelmässige Dorfpartie (ohne Fachwerkhäuser!) sowie den Lindenhof mit Schützenhäuschen.